9. November 2011

Hier ein neuer Bericht (nach zweieinhalb Monaten)

Liebe Freunde und Familie, liebe Bekannte und lieber Spenderkreis,

seit meinem ersten Bericht ist nun schon mehr als ein Monat vergangen und es hat sich in dieser Zeit einiges getan: bei mir und bei meinem Projekt.

Wie bereits im vorigen Bericht angedeutet, haben wir das Museum ziemlich auf den Kopf gestellt und neu sortiert. Der Schwerpunkt bei Besuchen liegt nun vor allem auf der Vermittlung des richtigen Umgangs mit Glas, Plastik und Papier. Wie können wir diese Wertstoffe reduzieren, wiederverwenden oder recyceln? Die Antwort darauf geben wir im Ökomuseum. Nachdem ich anfangs nur die Begrüßung der jeweiligen Gruppe sowie die Vorstellung des Projektes „Ecomuseo“ übernommen hatte, wurde ich bald von José Luis auch für die Übernahme bestimmter Erklärungen während des Besuches eingespannt. Damit fühlte ich mich bei den ersten beiden Malen äußerst unwohl, so ungewohnt war es, in einer fremden Sprache und vor 30 Paar Schüleraugen zu erklären, dass Papier in den blauen Behälter gehört, wie der Prozess des Recycelns funktioniert und welche Kunstwerke man aus recyceltem Papier machen kann. Mittlerweile kommen mir die Worte schon viel leichter über die Lippen und es macht mir sogar Spaß, das zu zeigen, was wir in unserem Museum zu bieten haben.

Ein weiterer wichtiger Teil meiner Arbeit im Projekt besteht in der Mit-Koordination der Freiwilligengruppe des Museums. Jeder der bolivianischen Freiwilligen hat unter der Woche einen Tag, an dem er entweder vormittags oder nachmittags für drei Stunden im Museum präsent ist und José Luis und mich unterstützt – ob nun bei Führungen, beim Anstreichen von Wänden, beim Recyceln von Karton oder beim Verfassen von Texten. Zu tun ist eigentlich immer etwas. Die Arbeit mit den Freiwilligen macht mir besonders viel Spaß, weil es gut tut, Zeit mit Gleichaltrigen zu verbringen und gemeinsam zu lachen und zu arbeiten. Allerdings ist dieser Teil der Arbeit auch oft anstrengend, weil einige der Freiwilligen manchmal einfach nicht kommen oder im letzten Moment bei mir anrufen und absagen. Da ist es schwer, längerfristig und mit Sicherheit Dinge wie zum Beispiel die Probe des Ökotheaters zu planen. Mit allen Freiwilligen habe ich jeden Samstag ein Treffen, bei dem ich zunächst eine Stunde Deutschunterricht an Interessierte erteile und bei dem danach zukünftige Aktivitäten geplant werden und einfach Zeit zusammen verbracht wird.

Weiterhin betreue ich auch ein Projekt, das sich „ECO-Chiquis“ nennt. Dreimal in der Woche bin ich nachmittags für eineinhalb Stunden im staatlichen Kindergarten Saul Mendoza, wo ich jeweils mit einem Kurs „Umwelterziehung“ mache. Teil dieses Programmes ist zunächst ein Besuch der Kinder des Kurses im Ökomuseum und danach z.B. das Recyceln von Karton – ebenfalls im Museum. Letzten Montag habe ich dann mit einem Kurs Karten aus dem recycelten Karton gebastelt. Außerhalb dieser Aktivitäten habe ich versucht, „ökologische Spiele“ mit den Kindern durchzuführen. Das gestaltet sich jedoch schwierig, da hier der Kindergarten ganz anders ist als in Deutschland. Die Kinder hier haben einen Stundenplan und zwei Pausen à 20 Minuten. Während der „Unterrichtsstunden“ machen sie Schreibübungen in ihren Heften oder die Lehrerin erklärt ihnen bestimmte Dinge, wie z.B. welche Verkehrsmittel es gibt. Es ist entsprechend wenig verwunderlich, dass die Kinder es nicht gewohnt sind gemeinschaftlich zu spielen. Mit dieser Form des Kindergartens fiel es mir am Anfang schwer umzugehen oder etwas anzufangen, weil mir die Kinder so gestutzt und eingeschränkt vorkamen. Andererseits ist es wunderbar, Zeit mit den Kindern zu verbringen, die mir mit spontaner Zuneigung und Respekt begegnen, und zu merken, dass ich ihnen etwas beizubringen vermag, und deshalb habe ich auch Freude daran weiterhin zu versuchen, mit den Kindern zu spielen und Geschichten vorzulesen.

Im Rahmen meiner Arbeit hatte ich in letzter Zeit noch zwei weitere wichtige Erlebnisse.

Und zwar wurden wir als Freiwilligengruppe in ein Radio zum Interview eingeladen. Die Freiwilligen haben begeistert zugesagt, nur leider ist am entsprechenden Abend nur eine von ihnen aufgetaucht (meine Mitkoordinatorin der Gruppe). Und so saß ich schließlich mit José Luis und Alejandra alleine im Radiostudio. Ganze zwei Stunden lang wurden wir mit Fragen von dem Moderator durchlöchert, der sich zeitweise mehr für meine Person als für das Projekt interessierte. Ich war nur froh, dass mein Spanisch mich nicht im Stich gelassen hat und ich nach den zwei Stunden wieder frei atmen konnte.

Das zweite Erlebnis war eine Reise mit fünf der Freiwilligen zu einer Art Fortbildung / Konferenz in Cochabamba. Nachdem wir die ganze Nacht im Bus gereist waren, ging es am Ankunftstag gleich mit dem Programm los. Das zweite pluriversale Treffen, veranstaltet von der Stiftung Gemeinschaft und Handeln, stand unter dem Motto „Konkurrieren oder zusammenleben? Für die soziale und ökologische Gerechtigkeit“. Es war sehr anregend und spannend, auf Leute aus ganz Bolivien zu treffen (fast ganz Bolivien: die Delegationen aus Santa Cruz konnten nicht kommen, da die Straße gesperrt war und es Streik gab) und noch dazu verschiedenen Alters. In meiner Arbeitsgruppe z.B. war der Direktor einer Schule in El Alto, Kinder, eine Studentin und noch mehrere Erwachsene. Bei so einer Vermischung war es klar, dass wir für die einzelnen Arbeitsschritte (die Methodik nannte sich Papiercomputer) etwas länger brauchten. Der letzte Abend wurde dann als „Nacht der Talente“ gemeinsam verbracht, bei dem wir unser Schwarzlichttheater aufführten und andere Teilnehmer Tänze ihrer Region, Sketche oder typische Speisen teilten.

Nach Ende dieses spannenden aber auch anstrengenden Seminars blieben wir noch einen Tag länger in Cochabamba, um ein bisschen etwas von der Stadt zu sehen. Cochabamba kam mir wie eine riesige, platte Metropole vor (Sucre ist sehr hügelig). Überall wimmelte es nur so von Geschäften und Essensständen, und ich war geschockt von den Tätowierern, die ihre Arbeit mitten auf der Straße in kleinen Plastikzelten verrichteten.

Die Fahrt zurück von Cochabamba nach Sucre war dann noch mal ein Erlebnis für sich. Wir hatten leider das Pech, ganz hinten im Bus Platz nehmen zu müssen, wo die gesammelten Gerüche des Busses hinziehen und es am heftigsten auf den unbefestigten Straßen ruckelt. Und dann hatte ein Herr bei mir in der Nähe auch noch Knoblauch dabei. Als wir am nächsten Morgen um halb sieben in Sucre am Terminal ankamen und ich mich nachts übergeben hatte, war ich nur heilfroh, diesen Bus verlassen zu können und erst mal richtig zu schlafen.

Sucre an sich, meine Heimatstadt, kam mir mit einmal noch zehnmal so vertraut und liebenswürdig vor, obwohl es regnete und alle Sucrenser sich über dieses schreckliche Wetter beschwerten.

Aber ich freue mich jedes Mal ungemein, wenn es Regen gibt, denn das heißt dass die Wasserversorgung bei uns im Haus sichergestellt ist. Und Wasserknappheit ist wirklich keine lustige Erfahrung – die habe ich einmal gemacht, als ich von unserer Reise zum Salar de Uyuni wieder zurückgekehrt war.

Drei Tage lang waren Selma, Daria und ich unterwegs und haben die Salzwüste Uyuni, die andinen Lagunen, Flamengos, den Àrbol de Piedra, die Dalíwüste, Geysire, Vulkane und viele Kleinigkeiten mehr gesehen. Für mich war es eine beeindruckende Erfahrung, diese wunderschöne, menschenfeindliche Landschaft kennenzulernen und kurzzeitig auch etwas Abstand zum Alltag meines Projektes zu gewinnen und Dinge noch mal mit mehr Ruhe zu überdenken.

Und wenn es nach einer solch aufrüttelnden und spannenden Reise kein Wasser gibt, insbesondere nachdem man in Potosí um zwei Uhr nachts in Eiseskälte eine Stunde lang auf den Anschlussbus nach Sucre warten musste, dann lässt einen auch jetzt noch das Geräusch des Regens, der schwer gegen das Fenster platscht, jubeln.

An dieser Stelle muss ich auch noch mal erwähnen, wie dankbar ich dafür bin eine Gastfamilie zu haben, die mich liebevoll aufgenommen hat. Dank dieser Familie habe ich einen sicheren Rückzugsort, wenn ich mich manchmal überfordert oder hilflos fühle.

Wie ihr aus meinen Erzählungen sicherlich schließen könnt, geht es mir sehr gut, und ihr müsst euch nicht um meine Gesundheit oder mein Wohlbefinden sorgen. Stattdessen möchte ich euch nochmal dafür danken, dass ihr mir dieses Jahr hier in Bolivien auf unterschiedlichste Weise ermöglicht habt, wo ich so viele Erfahrungen und Geschichten sammeln kann und eine Arbeit habe, die mir Spaß macht.

Viele liebe Grüße an euch alle und ich würde mich über Antwortpost sehr freuen!

4. Oktober 2011

Der Fall TIPNIS in Sucre

Einige von euch werden sicher mitbekommen haben, dass es in Bolivien im Moment eine heftige Debatte über den Bau einer Autobahn durch ein besonderes Schutzgebiet (TIPNIS) gibt. In letzter Zeit ist diese Debatte politisch ausgeartet und hat zu einem brutalen Vorgehen der Polizei gegen protestierende Indigenas geführt.

Auch hier in Sucre schlägt der Fall TIPNIS hohe Wellen: von Schmierereien in den Straßen, über Protestmärsche und Protestzelten in der Plaza. Mehr Infos findet ihr hier: http://www.tagesschau.de/ausland/bolivien196.html und http://latina-press.com/news/107645-un-verurteilt-gewalt-gegen-indigene-in-bolivien.

 

14. September 2011

Erstes Update aus Sucre

Seit einem Monat bin ich nun schon in Sucre und ich weiß, dass viele auf Nachricht von mir warten. Deshalb will ich versuchen euch jetzt noch mal ein bisschen genauer von meinen Erlebnissen zu berichten.

Für mich ist Sucre eine Stadt, an der ich mich kaum sattsehen kann: die eindrucksvoll strahlenden weißen Gebäude, die vielen kleinen Essensstände, die Palmen, die so unterschiedlich gekleideten Menschen (wenige in traditionell bunter und viele in „westlicher“ Kleidung), die rasant fahrenden Micros, die unverputzten roten Häuser und die beiden Hügel Sica Sica und Churuquella, die sich grün über die Stadt erheben. Doch Zeit zum Vertrödeln hatten wir keine, denn schon am ersten Tag begann unser Sprachkurs im ICBA (Instituto Cultural Boliviano Alemán), wo wir auch untergebracht waren.

Es waren unbeschwerte drei Wochen die wir mit unseren Lehrerinnen verbrachten, öfters gingen wir zusammen raus in die Stadt oder kochten gemeinsam in der Küche des ICBAs. Neben dem Unterricht wurde unser Tagesrhythmus durch das Tanztraining der Diablada mit den Masis festgelegt. Jeden Morgen um halb sieben und jeden Abend um acht Uhr tanzten wir für eine Stunde im Parque Bolivar. Die Diablada ist, neben der Morenada, dem Tinkuy und vielen weiteren Tänzen, einer der „Volkstänze“, die hier zu Ehren der Schutzpatronin der Stadt, der Jungfrau von Guadalupe, in einem großen Festumzug dargeboten werden. Diese sogenannte Entrada fand am vergangenen Samstag statt. Fast zwölf Stunden lang waren wir in den Straßen unterwegs. Anders als am vorigen Samstag, als wir zur „Generalprobe“, dem Convite, tanzten, war das Tanzen diesmal bedeutend beschwerlicher.


Statt bequemer Jeans und Sweatshirt trugen wir diesmal Maske mit Perücke, ein kurzes Glitzerkleidchen mit Brustpanzer und Gürtel darüber, und hohe Absatzstiefel. Ich fühlte mich hör-, seh-, und bewegungseingeschränkt. Und als wir uns dann um Mitternacht herum der Plaza näherten, waren die meisten Zuschauer sturzbesoffen. Statt zu tanzen gingen wir in Viererreihen durch die erdrückenden Menschenmengen, jeweils außen zwei Männer und innen zwei Frauen. Völlig ausgepowert von diesem Erlebnis fiel ich am Samstagabend ins Bett, wohlwissend, dass ich am nächsten Morgen früh auf der Plaza nochmals tanzen würde. Doch entgegen meinen Befürchtungen war dieses Tanzen ein Glücklichmacher. In der prallen Mittagssonne und ohne Maske und Perücke (dafür mit neuerlich gebrochenem Absatz) zeigten wir vor dem versammelten Publikum unser Können. Welch eine Befreiung nach der Frustration vom Samstag! Anschließend gab es eine Fiesta im Hof des Centros der Masis mit Mittagessen, Musik unserer Banda und viel Bier. Am Nachmittag folgte dann die Taufe der Neuen. In einer Zeremonie, die unter anderem darin bestand, mit meinem Paten vor allen zu tanzen, eine Hand voll Mehl auf den Kopf zu bekommen und einen Becher mit Bier und Würstchen zu trinken, legte ich das Versprechen ab, mindestens drei Mal in meinem Leben für die Virgen de Guadalupe zu tanzen.


Abseits dieser ganzen kulturellen Aktivitäten mit den Masis hatte natürlich auch schon seit zwei Wochen die Arbeit in meinem Projekt, dem Ecomuseo des ICBAs, begonnen. Kurz nach meiner Ankunft in Sucre fand das vierte Ökologietreffen des ICBAs statt, das eine Reihe von Aktivitäten umfasste, denen ich nun nicht als Organisatorin, sondern viel mehr als Zuschauerin beiwohnte. So besuchte ich zunächst eine Vorstellung des Ecoteatros „Die fünf Wassertropfen“ (einem Schwarzlichttheater, das von den Freiwilligen des Museums aufgeführt wurde), besichtigte das Museum, nahm an einer Protestkarawane auf dem Fahrrad teil und versuchte, so gut es ging, die Freiwilligen bei der Ausführung der ECOCHASQUI, einer Art Rallye mit verschiedenen Fragestationen, zu unterstützen. In der dritten Woche schließlich, als ich nur noch nachmittags Sprachunterricht hatte, begann ich langsam vormittags regelmäßig im Ecomuseo präsent zu sein. Nach anfänglichen Kommunikationsschwierigkeiten mit meinem Kollegen und Ansprechpartner José Luis, begannen wir bald als Team zu arbeiten. So räumten wir nicht nur das Museum um, langsam wurde ich auch an Führungen für Klassen und Gruppen herangeführt, und obwohl ich immer noch Unsicherheiten bezüglich des ganzen Ökovokabulars habe, fühle ich mich doch mit meiner Arbeit im Museum sehr wohl.


Außerhalb des Tanzens und der Arbeit gibt es noch einen dritten Faktor, der mir die Eingewöhnung in Sucre bisher sehr erleichtert hat: Seit eineinhalb Wochen wohne ich nun schon bei einer Familie im Barrio San José. Meine deutsch-bolivianische Familie (Gabi ist Deutsche, während Jorge Bolivianer ist, Nico wächst bilingual auf) hat mir von Anfang an das Gefühl gegeben zu Hause zu sein und hat mich großzügig als Familienmitglied akzeptiert.

Ich denke, kurz zusammengefasst ist das wohl alles Wichtige, was bisher hier und mit mir passiert ist, auch wenn mein Leben natürlich aus noch so viel mehr besteht als nur aus dem hier Beschriebenen: so viele kleine Glücksmomente und Frustrationen, neue Bekanntschaften und neue Erkenntnisse und Träume bleiben unerwähnt.

17. August 2011

Angekommen! Endlich!

Nachdem Selma, Daria und ich einen Tag länger als beabsichtigt in Santa Cruz festhingen, weil Aerosur für unseren ursprünglichen Abflugtag alle Flüge gestrichen hat, sind wir vorgestern endlich in der schönen Stadt Sucre angekommen. Roberto, Roby und Walter von den Masis haben uns vom Flughafen abgeholt. Das war total schön.
Mittlerweile haben wir uns gut im Institut eingelebt und auch schon ersten Sprachunterricht bekommen.
Die Abende verbringen wir meistens mit den Masis im Centro, wo es gestern eine große Willkommensparty für einen alten Freund Robertos und uns gab. Die bunten Trachten und natürlich auch die Musik waren sehr beeindruckend und faszinierend.
Heute morgen haben wir um halb sieben im Parque Bolivar erste Tanzstunden von Roberto erhalten, da wir voraussichtlich bei der Diablada tanzen werden. Auch heute abend werden wir wieder tanzen. Claro, das ist anstrengend, aber es macht auch SEHR viel Spaß.

12. August 2011

Abflug

Pünktlich eingecheckt.

Auf Selma und Daria gewartet.

In Richtung Flugsteig unterwegs.

Abgeflogen.

3. August 2011

Der Countdown läuft... tick tack...

Wer hätte das gedacht? Ich habe nun endgültig die „offizielle“ Vorbereitung auf mein Jahr in Bolivien abgeschlossen. Nach einem schier endlosen Marathon an Seminaren und Praktika ist die eigentliche Vorbereitung beendet. So viele Eindrücke, Erfahrungen und Wissenshäppchen habe ich mir auf diesem langen Weg angeeignet oder wurden mir geschenkt, die zu rekapitulieren mir unmöglich ist. Aus der vagen Idee ein FSJ zu absolvieren ist innerhalb eines Jahres ein Ziel erwachsen - das durch das letzte 5-tägige Seminar noch einmal klarere Konturen angenommen hat. Durch intensive Gespräche mit den „Köpfen“ meiner Organisation, der Bolivien-Brücke, sowie meinen Mitreisenden und insbesondere meinem Vor-Vorgänger habe ich ein relativ klares Bild von dem gewonnen, was mich wohl in Bolivien erwarten wird, immer in der Bereitschaft es bei meiner Ankunft zu korrigieren und zu erneuern.
Mit diesem Wissensstand fühle ich mich zwar aufgeregt und nervös, aber auch sehr zuversichtlich und positiv gespannt.
Und während die meisten meiner FreundInnen sich auf ein Studium vorbereiten oder unter der heißen Sonne Mallorcas entspannen, ist es für mich Zeit Abschied zu nehmen und langsam aber sicher meine Sachen zu packen. Es gilt soviel mitzunehmen, was momentan lebensnotwendig erscheint, und gleichzeitig viel zurückzulassen. Menschen sagen mir, sie werden mich vermissen und machen sich Sorgen. Andere würden am liebsten mitreisen. Und ich bin so glücklich Deutschland bald hinter mir zu lassen und doch so traurig liebgewonnene Gesellschaft zu verlieren. Alles vermischt sich ein bisschen und ich versuche mich auf das Wesentliche zu konzentrieren.
Was das ist, das wird sich zeigen.

29. Juni 2011

fid-Seminar und Praktikum im bioversum

Nach langer „Sendepause“ melde ich mich nun zurück – um einige Ideen und Erfahrungen reicher und einige Ängste und Sorgen bezüglich meines FSJ ärmer.

Zunächst ging es für mich am 1. Juni zum fid-Seminar in Köln. Die fid (frewillige internationale Dienste) gehört zur Arbeitsgemeinschaft für Entwicklungshilfe e.V. (AGEH) und unterstützte die anderen Freiwilligen und mich zehn Tage lang in unserer Vorbereitung auf das FSJ. Dabei beschäftigten uns neben Themen wie Sicherheit im Freiwilligendienst oder Gesundheit auch das äußerst ergiebige Thema Interkulturelle Kommunikation. Besonders spannend empfand ich dabei das langsame „Zusammenwachsen“ unserer heterogenen Freiwilligengruppe sowie das kreative Aufarbeiten unserer Lebensgeschichte. Ent-spannend war hingegen das gemeinsame abendliche Singen mit Begleitung durch die Akustikgitarre, gelegentliche nächtliche Spaziergänge am Rheinufer und vor allem die intensiven Gespräche mit den anderen Freiwilligen.
Entsprechend schwer fiel uns allen am 10. Juni dann der Abschied voneinander, nachdem wir uns so gut kennen- und verstehengelernt hatten.

Allerdings blieb mir kaum eine Atempause, denn für mich hieß am 10. Juni schon wieder: Koffer packen für die nächste „Vorbereitungseinheit“. Nach einer kurzen Übernachtung im elterlichen Hause saß ich vormittags am 11. Juni auch schon wieder im Zug, diesmal mit dem Reiseziel Darmstadt.

Dort erwartete mich im bioversum Kranichstein, einem sehr jungen Museum für Biodiversität, ein knapp zweiwöchiges Praktikum.
Nachdem ich dort die Anlauf- und Eingewöhungsschwierigkeiten überwunden und die liebenswerten Pädagogen kennengelernt hatte, konnte ich die bisher ungewohnte Arbeit mit Kindergartengruppen, Mittelstufenklassen sowie Bioleistungskursen sehr genießen. Dabei stand vor allem das eigenständige Arbeiten der Kinder und Jugendlichen im Vordergrund sowie die Intention, bei ihnen die Faszination für die biologische Vielfalt und ein wissenschaftliches Arbeiten zu wecken. Da ich selbst, ohne viel Erfahrung, Hand anlegen durfte und mir viel Vertrauen entgegengebracht wurde, haben mir die Aktionen viel Spaß bereitet und einen Einblick in das ermöglicht, was wohl aller Voraussicht nach in Bolivien auf mich zukommt.


Interessant und wichtig waren während des Praktikums auch die beiden Treffen mit Hans Schmidt, einem Schulbuchautor, der selbst sechs Jahre lang in Sucre an der deutschen Schule tätig war und in engem Kontakt mit der Bolivien-Brücke steht (und übrigens die derzeit in Krefeld im Museum Burg Linn stattfindende Ausstellung Not macht erfinderisch – Einfälle für Abfälle initiiert hat). Er erzählte mir sehr lebhaft von seinen Ideen für eine Weiterentwicklung des Ökomuseums sowie der Methode der Freihandversuche (äußerst simpel konzepierte Versuche, die einen Aha-Effekt auslösen sollen). Ich bin gespannt, inwiefern sich diese Ideen umsetzen lassen.

Seit dem 24. Juni bin ich nun also wieder zuhause und ich genieße die Zeit mit meiner Familie.

Euch noch einen schönen Sommer und bis bald zum nächsten Post!

28. März 2011

Startschuss beim SDFV

Letztes Wochenende ist es nun endlich so „richtig“ losgegangen. Ich habe mein erstes Einführungsseminar in Rollefer Berg bei Aachen absolviert, das vom SDFV (Sozialer Dienst für Frieden und Versöhnung) veranstaltet wurde. Themen waren dabei vor allem: Warum habe ich mich für einen Freiwilligen Dienst entschieden? Was bedeutet das, SDFV? Was muss ich bei der Vorbereitung beachten? und vieles andere mehr. Für mich war es dabei vor allem spannend, die anderen Freiwilligen des Bistums Aachen zu treffen und mich austauschen zu können. Gleichzeitig habe ich durch das Seminar jetzt das Gefühl, im Freiwilligen Dienst wirklich angekommen zu sein. Ihr könnt euch vorstellen, wie sehr das meine Begeisterung und Spannung jetzt geweckt und gesteigert hat.

Anschließend an das anregende Seminar hatte ich am Sonntag auch noch ein Treffen mit den Hauptverantwortlichen meiner Entsendeorganisation, bei dem wichtige und grundlegende Dinge (auch organisatorischer Natur) geklärt wurden (Versicherung, Visum, Impfungen, weitere Vorbereitung, etc.). Dieses Treffen war für mich persönlich auch wichtig, weil es dazu beigetragen hat, die Verbindung zwischen der Bolivien-Brücke und mir weiter zu stärken.

8. Februar 2011

Willkommen in meinem Blog

Liebe Interessierte,

ich freue mich, euch hier in meinem Blog zu begrüßen. In Zukunft (ab August) werde ich den Blog dazu nutzen, euch regelmäßig Bericht zu erstatten über mein Jahr in Bolivien und insbesondere meine Tätigkeiten im Ecomuseo in Sucre.

Der Blog lässt sich auch als E-Mail abonnieren (siehe oben rechts), sodass euch neue Berichte von mir direkt zugesendet werden.

Liebe Grüße,
Meggie